Portrait über Mira M. Hische

„Die Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit? Ein cleverer Move der EU!“

Landmarke No31

„Ich verstehe gar nicht, wie man nicht nachhaltig handeln kann!“ Es sind Sätze wie dieser, die man relativ schnell hört, wenn man sich zum ersten Mal mit Mira M. Hische über das Thema Nachhaltigkeit austauscht. Klar, die Frau ist Nachhaltigkeitsmanagerin, aber die Themen der ökologischen und sozialen Verantwortung, die sie seit dem 1. Juli bei Landmarken vorantreibt, interessieren sie nicht nur im beruflichen Kontext – sie sind ihr eine Herzensangelegenheit!

Inhalt

Wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit – kein Widerspruch

Dass am Ende einer jeden Unternehmung auch der wirtschaftliche Erfolg stehen muss, weiß Mira M. Hische dabei nur zu gut: Sie war nicht nur als Nachhaltigkeitsmanagerin tätig, sondern auch als Beraterin und PR-Managerin für Unternehmen verschiedener Branchen, hat selbst zwei Unternehmen gegründet und entwickelt. Eine Macherin, für die Haltung und Buchhaltung sich nicht ausschließen. „Nachhaltigkeit bedeutet auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Unternehmen haben Gewinnerzielungsabsicht, das ist der Kernzweck eines Unternehmens und aus meiner Sicht auch richtig so“, sagt sie. Zugleich ist Mira davon überzeugt, dass alle gesellschaftlichen Akteure und damit insbesondere auch Unternehmen verantwortlich handeln müssen, und das in Bezug auf drei Dimensionen: „Da gehört die Umwelt dazu, soziale Aspekte sowie wirtschaftliche Effizienz und gute Unternehmensführung. Und auch die involvierten Stakeholder sind ganzheitlich zu berücksichtigen. Bei einem Immobilienunternehmen sind dies vor allem die Mitarbeitenden, aber auch diejenigen, die die Immobilie mieten und nutzen, sowie die lokalen Gemeinschaften und Gegebenheiten, in denen man agiert.“

Verantwortung gegenüber Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft

Geboren und aufgewachsen in Hamburg, kam Mira früh mit der Immobilienbranche in Berührung: „Direkt nach dem Abitur habe ich ein duales Studium der Immobilienwirtschaft in Berlin begonnen, jedoch festgestellt, dass das Studium nicht ganz meinen Stärken entsprach. Also entschloss ich mich, konsequent auf meine Stärken zu setzen.“ Sie wechselte an die Universität Mannheim und schloss in den Fächern Soziologie und Germanistik ihr Studium ab – Thema ihrer Abschlussarbeit wurde „Wohnen im Alter“. Neben sozial- und geisteswissenschaftlichen Kursen belegte Mira auch ausgewählte Fächer der Betriebswirtschaftslehre.

Der Weg zur Nachhaltigkeit – von Soziologie zu Corporate Social Responsibility (CSR)

Über das Fach Management begegnete ihr erstmals das Thema Corporate Social Responsibility (CSR), also die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung. „Das war 2007 ein ganz neues Thema in Europa, es gab kaum eigenständige Studiengänge dazu. Wer mehr wollte, musste sich das vor allem eigenständig erarbeiten.“ Mira Hische wollte mehr. Das Thema CSR hat sie gepackt und nicht mehr losgelassen.

Nach erster Praxiserfahrung noch während des Studiums folgte ihr Berufseinstieg bei einer auf das Thema Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmens- und Kommunikationsberatung. Schnell wuchs sie an dem Thema, wurde Projektleiterin und betreute große Reporting-Projekte, beispielsweise das eines großen Telekommunikationskonzerns.

Doch es entstand auch Frust: „In Konzernen wurde für meinen Geschmack das Nachhaltigkeitsthema nicht mit voller Ernsthaftigkeit vorangetrieben. Da, wo es anstrengend wurde und auch mal weh tat, nämlich im Kerngeschäft, wollte man dann doch nicht ran“, sagt sie rückblickend. „Warum gibt es keinen Anreiz für Kundinnen und Kunden, ein Handy auch mal länger als zwei Jahre zu nutzen? Warum gibt es bei Vertragsverlängerung große Anreize, ein neues Handy zu nehmen und keine Motivation, ein funktionsfähiges Gerät weiterzuverwenden?“ Fragen wie diese und die Entwicklung von Lösungen haben sie nicht losgelassen.

Die Berichtspflicht: Ein cleverer Hebel für Nachhaltigkeit

Was treibt Mira Hische an, was ist ihre Motivation? Ihre Antwort verblüfft zunächst: „Die anstehende Berichtspflicht. Ein cleverer Move der Europäischen Union!“ Eine Berichtspflicht als persönliche Motivation? Im Ernst? Doch die Antwort ist ganz rational – und logisch: „Seit Jahrzehnten ist klar, dass wir so, wie wir wirtschaften, nicht weitermachen können. Appelle wie vom Club of Rome, das war schon 1968, die Rio-Konferenz von 1992, die Sustainable Development Goals, initiiert 2015, sind nur drei Beispiele von vielen. Durch die Regulatorik der EU bekommt nachhaltiges Wirtschaften nun endlich eine Ernsthaftigkeit.“

Chancen und Verantwortung in der Bau- und Immobilienbranche

Und der Hebel ist groß in der Bau- und Immobilienbranche, die – je nach Zahlenerhebung – für rund 30 bis 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sein dürfte, die aber auch einen Beitrag zur Erfüllung von Grundbedürfnissen leisten kann – Stichwort Wohnraum. „Das gibt uns neben der Verantwortung auch einen Gestaltungsspielraum und Wirksamkeit“, findet Mira, die bei der Marktbeobachtung für ihren vorigen Arbeitgeber schon immer zu Landmarken geschielt hat. Warum? „Weil mir das Unternehmen positiv aufgefallen ist. Unter den deutschen Projektentwicklern scheint mir Landmarken zu den nachhaltigsten zu gehören.“

In den ersten Gesprächen ist dann schnell ein gutes Gefühl entstanden: „Ich glaube, dass wir eine ähnliche Auffassung von Zusammenarbeit haben, dass man einander zuhört, sich auf Augenhöhe begegnet, dass sachliche Argumente abgewogen werden und ein gewisser Ehrgeiz besteht, Wiedersprüche und Dilemmata zu minimieren oder sogar aufzulösen. Ich freue mich, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Nachhaltigkeit Schub zu geben und den Beweis anzutreten, dass sich Ökonomie, Ökologie und Soziales unter einen Hut beziehungsweise unter ein Dach bringen lassen.“ Auch, sich dem Thema Zirkularität in der Bauwirtschaft widmen zu können, reizt Mira enorm. „Es ist gut, dass sich Landmarken fundiert und konkret mit der Kreislauffähigkeit von Gebäuden beschäftigt. Und dass dann ausgerechnet das Projekt Moringa in meiner Heimatstadt entsteht – besser kann es ja nicht sein!“

Stichwort Berichtspflicht

Stichwort Berichtspflicht: Ende 2022 hat sich die Europäische Union auf eine erweiterte Berichtspflicht für Unternehmen verständigt. Dies ergibt sich aus der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD), die Nachhaltigkeitsinformationen zum verpflichtenden Teil des Lageberichts macht. Die Berichtsanforderungen der CSRD gelten seit dem 1. Januar 2024 für einen eingeschränkten Kreis von Unternehmen, der sukzessive erweitert wird. Ab dem Geschäftsjahr 2025 werden auch die Landmarken CSRD-konform berichten.

Stichwort ESG

Seit ein paar Jahren in aller Munde ist die Abkürzung ESG, die sich aus drei englischen Begriffen Environment (Umwelt), Social (Soziales/ Gesellschaft) und Governance (Unternehmensführung) zusammensetzt. Damit wird ausgedrückt, ob und wie bei in der unternehmerischen Praxis ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte sowie die Art der Unternehmensführung beachtet beziehungsweise bewertet werden.

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