25 Jahre Landmarken: Niemand außer unserem Gründer Norbert Hermanns kann auf so viele Jahre im Unternehmen blicken wie Finanzchef Ralf H. Lohse, der in diesem Jahr 2024 Jubiläum feiert. Ein Gespräch über Wachstum, Stabilität und einen „weißen Ritter“.
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Ralf, was verbindet dich seit einem Vierteljahrhundert mit dem Unternehmen?
Ralf Lohse: Zu Beginn waren wir sehr klein und saßen im Gewerbegebiet Aachener Kreuz, wo wir unsere Immobilien entwickelten. Mein Antrieb war von Anfang, zu wachsen und dieses Wachstum entscheidend mit voranzutreiben. Die eigentliche Verbundenheit aber schafft bis heute unser Spirit, der mich immer noch begeistert. Wir haben es immer geschafft, Leute in unser Team zu holen, die sowohl klug, fachlich kompetent als auch sympathisch sind. Wenn ich ins Büro komme, freue ich mich jedes Mal, dass ich so viele tolle, nette Kolleginnen und Kollegen habe. Das ist ein gutes Gefühl und macht einfach Spaß!
1999 war sicher noch einiges anders. Wie kam die Verbindung denn zustande?
Ralf Lohse: Ja, das war damals eine spannende Zeit. Ich war noch echt jung und Finanzchef der Firma Caliston. Norbert Hermanns traf ich bei einer Sonnenfinsternis-Veranstaltung in München. Er stand zufällig neben mir am gleichen Stehtisch und wir kamen ins Gespräch. Er entwickelte seit einigen Jahren Gewerbeimmobilien mit der AMW Projekte GmbH und sagte irgendwann zu mir, so einen Finanzmann mit Controlling-Erfahrung könnte er gut gebrauchen. Ich war ja damals noch gebunden, bot aber an, einen Tag pro Woche als Berater zu kommen. Im Endeffekt bekam ich dadurch ein tolles Mandat, das sich sehr schön weiterentwickelt hat.
Keinen Stillstand, sondern kontinuierliche Weiterentwicklung
Aus einem Tag pro Woche wurde schnell mehr.
Ralf Lohse: Ja, nach einigen Jahren hatte ich beruflich mehr Zeit und Norbert sagte, diese Zeit wolle er haben. Norbert Hermanns hatte einen unglaublichen Instinkt und eine enorme Kreativität und mit mir hatte er jemanden an der Seite, der sehr vorsichtig, sehr konservativ ist. Das war, glaube ich, ein ganz gutes Gespann damals. Etwas später wurde ich kaufmännischer Leiter. Meine einzige Bedingung war, dass wir das Unternehmen deutlich größer machen mit dem Ziel, eine Milliarde Euro Projektvolumen zu erreichen. Darauf haben wir uns die Hand gegeben und das reichte mir. Ein Arbeitsvertrag war nicht nötig. Na ja, und jetzt haben wir das Ziel gemeinsam erreicht und längst übertroffen.
Was hat sich in der Zeit verändert?
Ralf Lohse: Wir waren zu sechst, als ich eingestiegen bin, und jetzt sind wir über 200 in der Gruppe. Es gab nie einen Stillstand, wir haben uns nie auf irgendeiner Position ausgeruht. Wenn wir ein gutes Projekt entwickelt und einen Gewinn erzielt haben, konnten wir damit das nächste Projekt angehen, das dann vielleicht wieder ein bisschen größer war. Alles immer nur mit eigenem Geld. Aus der AMW Projekte GmbH ging die Landmarken AG hervor. So hat sich das alles kontinuierlich entwickelt aus diesem Gewerbegebiet Aachener Kreuz heraus. Mittlerweile sind wir bis Hamburg, bis Mannheim, bis Leipzig in mehr als 30 Städten aktiv. Und anders als früher, als jede und jeder im Unternehmen eigentlich alles gemacht hat, sind wir heute natürlich viel spezialisierter. Wir haben Fachleute für jede einzelne Aufgabe, deren Stärke sich dadurch entfaltet, dass wir interdisziplinär zusammenarbeiten.
Auf Trends schauen und diese frühzeitig besetzen
Und mit der steigenden Anzahl an Projekten kam auch die Diversifikation?
Ralf Lohse: Ja, die haben wir im Wachstum vorangetrieben, und zwar sowohl nach Immobilienarten als auch nach Regionen. Als ich anfing, machten wir Fachmarktzentren, dann haben wir immer mehr Segmente hinzugenommen: Büro, Wohnen, Handel und so weiter. Dadurch haben wir unser Risiko auf verschiedene Assetklassen und schließlich auch auf verschiedene Regionen verteilt. Ich glaube, das ist auch ein wesentlicher Faktor unserer Stabilität, dass wir nie nur eine Assetklasse gemacht haben oder nur an einem Standort geblieben sind.
Auch unser Geschäftsmodell passen wir immer wieder an. So sind wir zum Tausendfüßler geworden, der auf mehreren Standbeinen steht. Wenn mal ein Fuß, z. B. eine Assetklasse oder Region nicht mehr funktioniert, tragen uns die anderen Füße. Es hat sich viel verändert, aber ich freue mich einfach nach wie vor, hier meinen Platz zu haben. Ich fühle mich super wohl und wüsste keinen Job, den ich lieber machen würde.
Weil die Mischung aus Stabilität und Agilität Freude macht?
Ralf Lohse: So ist es. Wir haben immer auf Trends geschaut und versucht, diese relativ frühzeitig zu besetzen. Dabei waren wir oft nicht die ersten, um uns keine blutige Nase zu holen, sondern wir waren direkt in der Welle dahinter. Das, glaube ich, hat sich immer als sehr effektiv herausgestellt.
Manchmal waren wir aber auch an erster Stelle, wie man am RWTH Aachen Campus sieht, einer wichtigen Entwicklung für ganz Aachen. Neu war hier die Realisierung von Forschungsgebäuden durch private Investoren. Ausgeschrieben wurden die Grundstücke mit Erbbaurechten und wir waren die ersten in Deutschland, die das jemals so entwickelt haben. Vorher haben wir Gespräche mit allen Banken geführt und das Ganze finanzierungsfähig gemacht, sodass jetzt viele andere davon profitieren können, dass sie ganz einfach einen vorgefertigten Erbbaurechtsvertrag finden.
Und ganz nebenbei ist auf die Weise eine neue Assetklasse entstanden.
Ralf Lohse: Ja genau. Damals galten die Objekte durch das Erbbaurecht als schwer verkäuflich, aber mittlerweile sind Forschungsimmobilien mit einem Erbbaurechtsvertrag gang und gäbe. Das heißt, da ist etwas zum Standard geworden, was es so vorher nicht gab.
Ein anderes Beispiel ist der O-WERK | Campus in Bochum, nicht wahr?
Ralf Lohse: Ich weiß es noch wie heute: Norbert Hermanns kommt zu mir ins Büro und sagt: „Ralf, Wir kaufen dieses Opel-Gebäude.“ Das war ein schöner roter Backsteinbau, den man damals immer im Fernsehen sah. Die Opelaner streikten davor, weil die Schließung beschlossen worden war. Ich sag zu ihm: „Norbert das kann nicht dein Ernst sein. Wenn Opel in Bochum weggeht, ist Bochum für Jahrzehnte tot.“ Doch Norbert war überzeugt davon, dass hier etwas Gutes entstehen könne, vor allem wenn man die sehr gute Uni einbindet, die fußläufig erreichbar ist.
Also haben wir ein Jahr lang Klinken geputzt und unsere Ideen vorgestellt, doch nichts ist passiert. Dann aber hat die Uni direkt die Hälfte des Gebäudes angemietet und die Firma babymarkt.de die andere Hälfte. Das war die Initialzündung für die Entwicklung des O-WERK | Campus, denn auf einmal gab es noch weitere Interessenten, die an den Standort wollten. Heute ist die Transformation des ehemaligen Opelgeländes eines der besten Beispiele für gelungenes Flächenrecycling in ganz Europa.
Diversifikation in der Finanzierung
Wir haben eben über Diversifikation gesprochen. Gibt es die auch bei den Finanzierungen?
Ralf Lohse: Wir machen ganz viel klassisches Geschäft mit Sparkassen und Volksbanken, mit denen wir extrem gut zusammenarbeiten. Aber wir haben auch schon bewiesen, dass wir kreative Finanzierungskonzepte entwickeln können. Wir sprechen z. B. mit Fintechs über deren Ideen und beschäftigen uns mit Zertifikaten, die an internationale Gesellschaften gehen, oder mit der Idee, Zinssicherungen über Derivate abzudecken. Auch Green-Finance-Lösungen interessieren uns sehr. Gemeinsam sind wir offen für neue Wege. In einem anderen Punkt bleiben wir aber konservativ. So haben wir die Projekte immer nur mit eigenem Kapital gemacht. Fremdes Geld, zum Beispiel in Form von Mezzanin-Kapital oder Private Equity, haben wir noch nie dazu geholt. Wir machen halt nur Sachen, die wir uns selbst leisten können.
Mit wie vielen Banken bist du in Kontakt?
Ralf Lohse: Nicht ich, sondern wir: Anders als früher verhandeln wir zum Teil 20 Finanzierungen gleichzeitig. Geschäftsbeziehungen führen wir mit über 40 Banken. Deshalb bin ich dankbar für unser starkes Team Finance: Dagmar Posten, seit vielen Jahren sehr geschätzte Ansprechpartnerin der Banken, und Philipp Brinkmann, der zusätzlich Experte im Bereich Investment ist.
Wagen wir einen Blick in die nahe Zukunft: Rechnest du jetzt wieder mit Wachstum?
Ralf Lohse: Absolut. Im Moment sind die Preise noch nicht da, wo sie hinmüssen. Aber wir merken, dass wieder gute Chancen kommen, selektiv einzusteigen. Wir untersuchen einige interessante Sachen und ja, da glaube ich schon, dass wir uns unverändert und sehr stabil weiterentwickeln werden. Es kommen auch immer wieder Investoren auf uns zu und bieten den Einstieg in Projekte an, die Unterstützung brauchen.
Und da kommt das Konzept „Weißer Ritter“ ins Spiel?
Ralf Lohse: In der aktuellen Marktlage gibt es nun mal viele Projektentwicklungen, die in Schwierigkeiten stecken. Davon sind auch finanzierende Sparkassen und Banken betroffen, denen wir im Rahmen des Konzepts „Weißer Ritter“ Unterstützung anbieten. Je nach Sachlage stehen wir mit unserer Expertise und Finanzkraft als Joint-Venture-Partner, Übernehmer oder in Ausnahmefällen auch als Berater zur Verfügung.
Der Blick der Banken auf Landmarken
Wie blicken die Banken denn auf uns?
Ralf Lohse: Wir sind jetzt seit über 30 Jahren am Markt und noch nie einen Cent schuldig geblieben. Die handelnden Personen sind bekannt und stehen für Kontinuität und Vertrauen: Norbert Hermanns ist als Aufsichtsratsvorsitzender nach wie vor dabei. Ich bin jetzt seit 25 Jahren da, Jens Kreiterling seit 16 Jahren. Und Anke Tsitouras, die Tochter von Norbert Hermanns, repräsentiert nicht nur den geregelten Übergang auf die nachfolgende Generation, sondern hat sich mit ihrem Wissen, das sie als Bankerin aus London mitgebracht hat, hervorragend eingefügt.
Als Unternehmen haben wir gemeinsam hohe stille Reserven erarbeitet, auf die wir aufpassen, wie man nur aufpassen kann. Auch in der jetzigen Phase bekommen wir sehr positives Feedback in Bezug auf unsere Strategie, unsere Transparenz und die Art, wie wir haushalten und wirtschaften. Deshalb erhalten wir nach wie vor sehr, sehr gute Finanzierungen. Ich glaube, wir genießen ein sehr, sehr hohes Ansehen.